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Rinderpraxis Miesbach

Fachliche Informationen

Kolostrumversorgung

Kälberdurchfall

Pansentrinker

Tränkeplan Durchfallkalb

Nabelentzündung


Kolostrumversorgung

Kälber kommen im Gegensatz zu Babys ohne jeden Immunschutz auf die Welt. Erst über eine ausreichende Aufnahme von qualitativ hochwertiger Biestmilch in den ersten Lebensstunden werden sie „passiv geimpft“ und mit Vitaminen versorgt. Außerdem wirkt Kolostrum abführend, so dass das Darmpech abgehen kann.

In der Trockenstehphase bildet die Kuh im Euter ein Konzentrat mit Abwehrstoffen gegen Krankheitserreger aus ihrer Umgebung. Die Darmwand des Kalbes ist nach der Geburt für einige Stunden hochdurchlässig – für Abwehrstoffe aus der Biestmilch aber auch z.B. für Keime. Dadurch kann mit einer frühen und reichlichen Kolostrumaufnahme gegen Krankheiten in den ersten Lebenswochen vorgebeugt werden.

Deshalb ist strikte Hygiene bei der Kalbung, Aufstallung und Versorgung der neugeborenen Kälber so wichtig.

Also: saubere Hände, saubere Einstreu, sauberer Tränkeeimer mit neuem Sauger!

Als Faustzahl gilt: mindestens 2 l in den ersten 3 Stunden nach der Geburt und weitere 2 l innerhalb der nächsten 3 Stunden.

Keine Milch aus entzündeten Vierteln vertränken! Gute Biestmilch ist nur das erste Gemelk; wenn die Milch schon seit Tagen läuft, sind die wichtigen Inhaltsstoffe längst im Kanal gelandet!

Es empfiehlt sich, als Reserve Biestmilch einzufrieren. Je älter die Kuh, desto wertvoller die Biestmilch. Sie muss aber sehr schonend im Wasserbad unter ständigem Rühren aufgetaut werden, da Temperaturen über 40°C die Abwehrstoffe zerstören.

 

Kälberdurchfall

Neugeborenendurchfall kennt fast jeder Betriebsleiter. Verursacht wird er meist durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: neben Viren, Bakterien und Parasiten können auch Tränkefehler, ungeeignete Aufstallung, mangelhafte Hygiene im Kälberbereich oder auch Auskühlung Durchfall begünstigen. Mangelhafte Biestmilchversorgung macht das Kalb anfällig.

Lebensgefährlich wird Durchfall, wenn das Kalb „austrocknet“ und in Folge dessen der Kreislauf versagt oder wichtige Organe geschädigt werden. Bei einer anderen Form verschieben sich die Elektrolytgehalte im Blut und die Kälber verlieren allmählich das Bewusstsein. Ein „Spezialfall“ sind die sogenannten Pansentrinker.

Je nach Schwere der Erkrankung kann mit zusätzlichen und geeigneten Elektrolyttränken das Kalb vielleicht schon ausreichend unterstützt werden. Sobald die Tränkeaufnahme nicht mehr ausreicht den Flüssigkeitsverlust auszugleichen oder die Stehfähigkeit beeinträchtigt ist, muß mit Infusionen – ggf. in Form eines Dauertropfes – der Kreislauf stabilisiert werden.

 

Pansentrinker

Meist sind hiervon Kälber betroffen, deren Mist eigentlich schon wieder fester erscheint. Durch die Elektrolytverschiebung im Blut funktionieren aber manche Reflexe nicht richtig, u.a. auch der Reflex, der dafür sorgt, dass die Milch direkt in den Labmagen läuft. Stattdessen läuft sie in den Pansen, kann dort aber nicht verdaut werden sondern wird sauer. Das führt zu einer Entzündung der Pansenwand, denn die verträgt keine Säure. Aufgrund der entstandenen Schmerzen kann der Reflex weiterhin nicht funktionieren und auch die nächste Mahlzeit läuft falsch.

Häufig verweigern die Kälber von selbst eine Milchmahlzeit, die Magenwand erholt sich dann vorübergehend. Mit nachlassenden Schmerzen trinken die Kälber dann wieder, leider nicht immer in den richtigen Magen und der Kreislauf setzt sich fort.

Ohne richtige Behandlung zersetzt sich die Pansenwand innerlich und die Kälber sterben unter großen Schmerzen.

 

Tränkeplan Durchfallkalb

Beispiel für einen Tränkeplan bei Neugeborenendurchfall:

Die genauen Mengen hängen zum einen von der Größe des Kalbes ab, zum anderen von der Menge und Beschaffenheit des Durchfalls. Es können durchaus 10 bis 12 l Flüssigkeit am Tag nötig sein, um die Verluste auszugleichen.

Der tägliche Bedarf eines gesunden Kalbes an unverdünnter Vollmilch bzw. Milchaustauscher beträgt mind. 12% des Körpergewichts des Kalbes. Iglukälber haben v.a. im Winter einen erhöhten Energieverbrauch, der unbedingt berücksichtigt werden muss. Ebenso benötigen kranke Kälber eine höhere Energiezufuhr.

 

Nabelentzündung

Nabelentzündungen sind nicht nur häufig, sondern auch gefürchtet. Sie treten bereits in den ersten Lebenstagen auf, da die Infektion meist rund um die Geburt erfolgt ist. Oft sind sie mit Komplikationen verbunden, die einen hohen Behandlungsaufwand nötig machen oder womöglich nicht kontrollierbar sind.

Relativ ungefährlich ist eine Entzündung des äußeren Nabels. Sie ist durch regelmäßige Kontrolle auch leicht zu erkennen. Meist bleiben nach erfolgreicher Therapie knotige Veränderungen, die sich erst im Lauf der Zeit zurückbilden, aber unproblematisch sind.

Anders verhält es sich, sobald die Nabelanteile, die in der Bauchhöhle liegen betroffen sind: Es kann zum einen die Nabelvene, die zur Leber zieht, entzündet und mit Eiter gefüllt sein. Auch die Leber selbst kann hier betroffen sein. Zum anderen zieht ein Strang vom Nabel Richtung Blase, der sich entzünden kann. Das ist häufig mit Harnabsatz durch den Nabel verbunden, wird aber in der Regel eitrig und kann Blase und Niere betreffen.

Die gefährlichste Form der Nabelentzündung ist sicherlich das periarterielle Hämatom. Es entsteht direkt bei der Kalbung wenn die Nabelschnur innerlich falsch abreißt und Blut in die Bauchhöhle läuft. Das Abreißen kann nicht beeinflußt, das Bluten durch den Nabel kann nur manchmal beobachtet werden. Der Bluterguß infiziert sich sehr schnell, die Kälber zeigen sich meist schon im Alter von 3 Tagen krank ohne dass von außen eine Veränderung bemerkbar sein muß. In diesen Fällen ist ein Operationsversuch fast die einzige Möglichkeit, das Kalb zu retten.

Auch bei Nabelentzündungen gilt: Hygiene und ausreichend Biestmilch sind die beste Vorbeuge. Regelmäßige Kontrolle und eine schnell einsetzende Therapie können meistens das Fortschreiten der Entzündung unterbinden.